Wer nach Alta Badia zum Skifahren kommt, wird spätestens nach einem Blick in den Michelin Italien 2003 seine sportlichen Ambitionen über den Haufen werfen. In diesem Skigebiet im hintersten Winkel Südtirols, in dem man sich zwischen gemütlichen Anfängerpisten und anspruchsvollen Abfahren austoben kann, gibt es nämlich im Umkreis von nur fünf Kilometern gleich drei Gourmettempel mit einem Stern. Auch wenn die Schönheit der Dolomiten noch so atemberaubend ist, der Schnee noch so sicher, die Liftanlagen noch so perfekt: Wirklich verführerisch sind einige der besten Köche Italiens. In den ehemaligen Bergbauerndörfern Pedraces, La Val, La Villa, San Cassiano, Corvara und Colfosco schwingen wahre Künstler ihre Kochlöffel, um die traditionelle Bergbauernküche mit leichter, mediterraner Cuisine zu verbinden.
Bei Witzigmann-Schüler Norbert Niederkofler, dessen Stern seit drei Jahren im St. Hubertus im Hotel Rosa Alpina glänzt, steht sogar Italiens Highsociety Schlange. Wochenlang im Voraus sind die 35 Sitzplätze ausgebucht. Besonders beliebt ist der Tisch mit offenem Blick in die Küche vielleicht, weil jeder gern hinter das Geheimnis des schon legendären Rinderfilets in der Salzkruste, gegart in Bergheu, kommen möchte...
Wer in der Mittagspause am Berg nicht auf die kulinarischen Gaumenfreuden verzichten möchte, findet eine Reihe ungewöhnlicher Skihütten: Bei der Punta Trieste auf der Piste nach Corvara ist der Einkehrschwung Pflicht. Die Hütte ist immer voll, bei schönem Wetter kommen bis zu 600 Gäste am Tag und genießen die hervorragende Küche, die Livemusik und die Sonnenterrasse. Bei garantierten 99 Sonnentagen im Winter in Alta Badia findet das Punta-Trieste-Wohlfühlgefühl meist draußen statt. Hier lädt der Skimodehersteller Chervò mit seinem Italien-Vertriebschef Pio Canins alljährlich seine prominenten Gäste zu Pastaspezialitäten in gusseisernen Pfannen ein...
Direkt neben der Bergstation der Seilbahn, auf dem Piz la Ila, wo alljährlich im Dezember ein Weltcup-Riesenslalom ausgetragen wird, befindet sich Südtirols höchstgelegenes Restaurant für Fischspezialitäten: der Club Moritzino. 2001 wurde die Hütte nach zwei Testjahren von einer österreichischen Gesellschaft zur besten Europas gewählt. Neben dem Selbstbedienungsrestaurant für eilige Skifahrer gibt es die sehr gut bestückte Weinbar und das rundum verglaste Restaurant, in dem fünf Köche aus dem täglich frisch von der Adria angelieferten Fisch köstliche Gerichte zaubern. Was den Club Moritzino von anderen Hütten unterscheidet? Ganz eindeutig: der Chef. Moritz Craffonara, der aus einer ladinischen Gastronomenfamilie stammt, wollte eigentlich Medizin studieren, bevor er Ende der 60er Jahre mit einer einfachen Holzhütte begann. Dass sich heute die Feinschmecker und VIPs aus der ganzen Welt bei ihm die Türklinke in die Hand drücken, hat auch mit seinem Abenteurer- und Globetrotterleben zu tun, das immer beginnt, wenn die Saison zu Ende ist: Dann nimmt er sein Fahrrad und radelt nach Sizilien, nach Lissabon oder Gibraltar. Das braucht er für seinen seelischen und körperlichen Ausgleich genau wie die 27 Autorallyes, die er gefahren ist, darunter die längste und schwierigste der Welt, von Paris über Moskau nach Peking, oder die Motorschlittenrennen mit der Italienischen Nationalmannschaft und seinen Pilotenschein. Dass Moritz sich diese kostspieligen Hobbys leisten kann, hat er vor allem seiner Frau Silvana zu verdanken. Sie ist mein Hauptsponsor, ohne es zu wissen: Sie arbeitet und ich gebe das Geld aus. Sein Humor, gepaart mit ladinischem Charme und einer großen Portion Weltoffenheit, machen Moritz sicherlich zum charismatischsten Hüttenwirt der Gegend.
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